Vom Anfang, vom Ende und dem mitunter schwierigen Leben dazwischen

„Weder Aufsichtsrat noch Geschäftsführung haben Bestrebungen, die Geburtshilfe zu schließen“. GLKN-Geschäftsführer Fischer, SÜDKURIER 08.10.2016

Diese Aussagen erinnern sehr an den legendären Satz von Walter Ulbricht im Juni 1961: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“. Zwei Monate später war die Mauer gebaut! Nach einem unwürdigen und unnötig langwierigen Prozess musste unsere Geburtshilfe endgültig schließen. Was das für die 24-Stunden-Notfallversorgung in Radolfzell bedeutet, wird sich noch zeigen.

Leider konnten weder die gestiegenen Geburtenzahlen (527 in 2016) noch genügend finanzielle Zusagen (trotz fragwürdiger Zahlenkonstrukte des Klinikverbundes), mehr als 10.000 Unterschriften, Appelle der Frauenärzte im Landkreis, Hinweise auf drohende Versorgungsdefizite, die Schließung verhindern. Ungebührlich und respektlos waren die Presseerklärungen des Landrates und der Geschäftsführung des Klinikverbundes, die jegliche Schuld von sich weisen und die Belegärzte für das Aus verantwortlich machen. Wir sind wütend und traurig!

So viele Menschen haben über Monate auf vielfältige Weise für den Erhalt unserer – in der ganzen Region sehr geschätzten – Geburtshilfe gekämpft. Wir bedanken uns für dieses tolle Engagement! Das gilt besonders auch den wunderbaren Ärzten mit ihrem Team.

Ein guter Start ins Leben in Radolfzell ist genauso wenig politisch gewollt wie ein würdevolles Ende. Diese Chance wurde im Mai 2015 vertan, als – trotz optimaler Voraussetzungen für die schnelle  Realisierung eines stationären Hospizes auf der Mettnau – der Zuschlag an Singen ging, mit dem Ergebnis, dass ein Großprojekt mitten in der Stadt entstehen soll,  das sich heute noch in der Planungsphase befindet. Einmal mehr auf der Strecke bleibt der Faktor Mensch – leider!

Und das wichtige „Dazwischen“? In vielen Gesprächen hören wir Kritik über die Wohnbau-Situation, Sorge bezüglich Ausweitung der Kur und Unverständnis, dass eine bessere Bahn/Seeanbindung zur „unendlichen Geschichte“ wird. Inzwischen gibt es baulandpolitische Grundsätze, die zusammen mit engagierten Bürgern fortgeschrieben werden und Positives aus der Sitzung vom 21.3.: Im übervollen Ratssaal stellten Zuhörer Fragen zur Kur. Sie nahmen freudig zur Kenntnis, dass der Gemeinderat (einstimmig, 2 Enthaltungen) den Beschlussantrag kippte und Prüfaufträge zum Schutz der Natur, des Strandbades und Tennisclubs erteilte. Gut auch, dass unsere Anträge zum Brücken-Wettbewerb angenommen wurden, so kann der Wettbewerb für eine attraktive Brücke als Seezugang starten. Wir bleiben aufmerksam und wünschen heute schon schöne Ostertage!

Ihre FGL-Fraktion