Der lange Weg von Radolfzell a.B. zu Radolfzell a.d.S.

Radolfzell a.B., so schmunzeln manche, bedeute nicht am Bodensee, sondern am Bahnhof. Tatsächlich liegt Radolfzell an der Schiene, die es umfaßt und durchschneidet. Nicht immer ein Vorteil wenn man rüber will, wie die Radolfzeller wissen. Warum nicht den Nachteil in einen Vorteil verwandeln und die vielen durchfahrenden Züge an weiteren Haltepunkten halten lassen? Experten nennen so etwas dann Stadtbahn oder S-Bahn.

Dies haben unsere Nachbarstädte bereits lange erkannt und seit dem Start des Seehas 1994 auch gehandelt: Konstanz baute die Haltepunkte Wollmatingen und Fürstenberg, sowie Singen Landesgartenschau und Industriegebiet. Und Radolfzell ? … Hat sich nicht gewehrt, als der Landkreis mit dem Seehäsle federführend die Strecke nach Stockach 1996 reaktivierte und sich mit 7,5% städtischem Anteil heldenhaft an den Investitionskosten des Haltepunktes Haselbrunn beteiligte. Seitdem ist aber wenig passiert. Im März 2006 beschloß der Gemeinderat eine Vorentwurfsplanung für den Bahnhaltepunkt Herzen/Mooser Brücke. Aufgrund untypisch aufwändiger Umbaumaßnahmen mit geschätzt 6 Millionen Euro Investitionskosten liegt der Plan seither in der Schublade.

Auf Drängen und Antrag der FGL-Fraktion beauftragte die Stadt eine Fahrgastpotential- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für alle zusätzlichen Bahnhaltepunkte: Herzen, Nord- und Oststadt. Das Ergebnis wurde Ende letzten Jahres im Rat vorgestellt:

Für alle 3 Haltepunkte wird ein positives, volkswirtschaftliches Kosten-Nutzen-Verhältnis nachgewiesen, eine notwendige Voraussetzung für die Realisierung bzw. Bezuschussung. Der Hit dabei ist unerwartet die Oststadt im Bereich Büche-Unterführung mit deutlich über 2000 werktäglichen Ein- und Ausstiegen, gefolgt vom Herzen-Haltepunkt (knapp unter 2000) und Nordstadt/Altbohl mit 290. Die Zahlen für Haltpunkt Haselbrunn bisher 270 und der Bahnhof mit ca. 12000 werktäglichen Ein- und Ausstiegen. Im Vergleich zum Herzen fallen die geschätzten Invetitionskosten für Nord- und Oststadt mit je 1,5 Millonen Euro netto deutlich niedriger aus, denn beidesmal sind schon Unterführungen vorhanden. Ein Landes-Zuschuß von mindestens 50% der Investition ist üblich.

Die Freie Grüne Liste setzt sich daher dafür ein, dass auch Radolfzell – ebenso wie die Nachbarstädte – endlich weitere Schienenhaltepunkte einrichtet und im ersten Schritt zwei neue Haltepunkte in der Ost- und Nordstadt beantragt.

Gerade der vernachlässigte Stadtteil Ost würde besonders profitieren. Seit Aufhebung der Fuchslochquerung ist dort nichts mehr passiert, ein Ersatz nie geschaffen worden. Der Seehas-Haltepunkt würde täglich etwa 1000 Fahrten von der Straße auf die Schiene verlagern und mit einer renovierten Unterführung das Stadtviertel aufwerten.