FGL Beitrag im Hallo Radolfzell am 04.05.2017
Nachverdichtung um jeden Preis?
Eine Antwort auf den Wohnraummangel ist die Innenverdichtung, die Nutzung freistehender Flächen innerhalb bereits bestehender Bebauung. Dazu gehört das Schließen von Baulücken, Vervollständigung von bestehender Bebauung, Aufstocken von vorhandenen Bauten, Ersatzbau oder Hinterlandbebauung.
Vorteil der Innenentwicklung ist zunächst die Eindämmung des Flächenverbrauchs, weitere Argumente sind die mögliche städtebauliche Aufwertung von Quartieren und die Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur. Hinzu kommt, dass Wohnqualität in gewachsenen Quartieren und Lage positiv empfunden und die Stadt der kurzen Wege gefördert wird. Vom Gesetzgeber wird Innenentwicklung vor Außenentwicklung unterstützt und gefördert.
Eine konsequente Innenentwicklung muss auch in Radolfzell ein zentrales Anliegen sein, da sich in den wertvollen Naturräumen am Bodensee ein ungebremster Flächenverbrauch verbietet. Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) werden täglich 66 Hektar Fläche verbraucht. Dies ist eine immens hohe Zahl.
Trotzdem muss bei jeder inneren baulichen Entwicklung sorgfältig geprüft werden, welche Flächen ungenutzt werden und ob eine dichtere Bebauung vertretbar ist. Einfaches Zubauen unter dem Gesichtspunkt der maximalen Ausnutzung und Wirtschaftlichkeit führt zu schlechter Wohnqualität mit unwirtlichem Wohnumfeld. Überdies können gewachsene Strukturen durch Ergänzungsbebauung gestört werden, wenn diese nicht mit der gebotenen Sensibilität erfolgt.
Nachverdichtung muss nicht immer in der Fläche geschehen. Eine angemessen Entwicklung in der Höhe ist flächensparend und bringt Erschließungsvorteile. Innerstädtische Grünflächen sind nicht automatisch Baulücken. Einige dieser Grünflächen haben aufgrund der historischen Entwicklung wie zum Beispiel als Hausgärten mit altem Baumbestand eine hohe ökologische Funktion und sind ein wichtiger Baustein im stadtklimatischen Gefüge. Konversionsflächen und Gemengelagen sind unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigen Stadtentwicklung den Grünbereichen für eine bauliche Entwicklung vorzuziehen.
Die Gemeinderatsfraktion der Freien Grünen Liste hat sich bereits 2013 dafür eingesetzt, dass für das Gebiet nördlich der Jakobstraße ein Bebauungsplan aufgestellt wird, um den empfindlichen grünen Innenbereich und die historische Bebauung zu schützen. Leider ist dies aufgrund der Ausnutzung rechtlicher Lücken nur in Teilen gelungen. Wir werden jedoch in Zukunft umso aufmerksamer sein, wenn es um Innenentwicklung unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Stadtentwicklung geht.
Die Gemeinderatsfraktion der Freien Grünen Liste lädt wieder alle Interessierten zur öffentlichen Fraktionssitzung am Montag, den 08. Mai ab 20 Uhr im Gasthaus „Goldener Engel“ (Poststraße) ein.