Der Weg zur familienfreundlichen Stadt ist noch holprig

Obwohl die Eltern schon seit fünf Jahren auch einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ihre Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahrs haben, wurde nach anfänglicher starker Zurückhaltung das Angebot an Kindergarten- und Krippenplätze verstärkt ausgebaut. Es wurden auch beachtliche Schritte bei der Qualitätsverbesserung des Angebotes zurückgelegt. Das Angebot ist aber bis heute auf Kante genäht und entspricht im Umfang, Angebot und Gebührenstruktur nicht den berechtigten Erwartungen der jungen Familien in unserer Stadt.
Verschärfend kommt hinzu, dass in den vergangenen drei Jahren die Geburtenzahlen in Radolfzell stark angestiegen sind, immer mehr Familien den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz von der Stadt einfordern sowie mehr flexible und für junge Familien bezahlbare Ganztagsangebote erwarten. Das derzeitige Angebot wird einer zeitgemäßen Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch nicht gerecht. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als bedauerlich, dass die Stadtverwaltung – obwohl der Gemeinderat schon vor zwei Jahren die Erweiterung des Angebotes an Krippenplätzen in der Kernstadt beschlossen hatte – nun auf dem letzten Drücker provisorisch Container für die kurzfristige Schaffung von 20 weiteren Betreuungsplätze aufstellt. In dieses Bild passt leider auch, dass die Sanierung und Erweiterung der Sonnenrain-Grundschule immer noch in Wartestellung ist, obwohl das Wohnraumangebot in der Nordstadt stark ausgebaut wird.
Ging es früher nur um die Sicherstellung von genügend Halbtags-Kindergartenplätze, die Kindergartengebühren und ein ausreichendes Angebot an wohnortnahen Grundschulen, erwarten die Eltern heute bedarfsgerechte, flexible und qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuungs- und Bildungsangebote, die gleiche Bildungschancen für alle Kinder ermöglichen.
Es ist dringend erforderlich, dass in Radolfzell endlich vorausschauender die Angebote für Betreuung und Bildung dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Nur so kann Radolfzell tatsächlich zu einer kinder- und familienfreundlichen Stadt werden.
Ebenso ist eine kinder- und familienfreundliche Stadt- und Wohnraumplanung, die für junge Familien ein ausreichendes Angebot an kostengünstigen Mietwohnungen bereitstellt und eine familienfreundliche Gestaltung der Grundstückspreise ein wichtiger Baustein für eine familienfreundliche Stadt. Die Freie Grüne Liste hat sich schon in der Vergangenheit dafür stark gemacht.
Ein zentraler Baustein einer familienfreundlichen Stadt Radolfzell wird die Weiterentwicklung der Zeller-Karte zu einer echten Familienkarte nach dem Stuttgarter Vorbild, in der einkommensabhängig Vergünstigungen bei allen Betreuungsgebühren und Angeboten kultureller und sozialer Teilhabe gewährt werden.

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