Klimakrise und Artenrückgang erfordert eine andere Waldbewirtschaftung

Mit rund 1.400ha ist Radolfzell der größte kommunale Waldbesitzer im Landkreis und trägt damit eine besondere Verantwortung für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, die der Klimakrise und des starken Artenrückgangs gerecht wird.

Bereits die vergangenen Jahrzehnte haben deutlich gezeigt, dass es mit dem Temperaturanstieg zu vermehrten Stürmen sowie warmen, trockenen Sommern und bei den klimalabilen und flach­wurzelnden Fichtenbeständen zu großflächigen Sturmschäden und starken Borkenkäferbefall kommt.

Keine Alternative ist aber, den wegsterbenden „Wirtschaftsbaum“ Fichte vorwiegend durch den nichtheimischen reinen „Wirtschaftsbaum“ Douglasie zu ersetzen. Vielmehr ist der städtische Laubwaldanteil von heute 59% auf 80% auszuweiten und vorwiegend zu einen klimastabilen Buchen- und Eichenwald umzubauen. Standortheimische Laubbäume, wie die Buche oder die Eiche, nehmen ca. 40% mehr CO2 aus der Atmosphäre auf als Nadelbäume.

Die biologische Vielfalt im Wald stärken

Jedes Jahr sterben weltweit bis zu 58.000 Tierarten aus. In Deutschland ist rund ein Drittel der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in ihrem Bestand bedroht. Von großer Bedeutung ist hier die inten­sive Bewirtschaftung unserer Wälder. Die bisherige „nachhaltige“ Forstwirtschaft reicht nicht aus, um die biologische Vielfalt im Wald zu bewahren.

Von der Bundesregierung wurde bereits 2007 im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie festgelegt, dass bis 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder einer natürlichen Waldentwicklung überlassen werden sollen. Die ökologischen Funktionen der übrigen Wälder sollen durch natur­nahe Bewirtschaftungsformen gestärkt werden. Der Alt- und Totholzanteil ist zu steigern und der Anteil nicht standortheimischer Baumarten zu reduzieren.

Der vom Gemeinderat 2015 mehrheitlich beschlossene Forsteinrichtungsplan kommt den Zielen der Nationalen Biodiversitätsstrategie nur unzureichend nach. Statt 5% des Stadtwaldes bis zum Jahr 2020 einer natürlichen Waldentwicklung überlassen, wird lediglich in Erwägung gezogen, 2,6% des Stadtwaldes bis 2024 als Waldrefugien aus der Waldbewirtschaftung herauszunehmen. Besonders bemerkenswert hierbei, die Stadt rechnet die Waldrefugien als nachzuweisende Aus­gleichsflächen für versiegelte Flächen in Neubaugebieten gegen.

Die städtische Waldbewirtschaftung braucht eine Trendwende: Unsere Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt und den Klimaschutz müssen im städtischen Wald ernst genommen und nicht hinter den Holznutzungsinteressen angestellt werden.

Unsere Aufgabe ist es, den Wald als Ganzes zu erhalten und ihn in einem guten Zustand an die kommenden Generationen weiter zu geben. Die wichtigste Funktion des Waldes wird in Zukunft die ökologische sein.

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